Bundesweiter Wettbewerb HolzbauPlus (Kategorie Öffentliche Bauten) 2012: 1. Preis
Gutes Bauen in Franken 2012: Lobende Erwähnung
HolzbauPlus Preis 2012 Würdigung der Jury:
„Der Kindergarten der Gemeinde Uttenreuth zeichnet sich durch ein sehr schlüssiges Gesamtkonzept in zeitgemäßer, kindgerechter Architektur aus. Das Gebäude fügt sich selbstbewusst, dabei maßstäblich in den umgebenden Orts- und Landschaftskontext ein. Eine nachhaltige Bauweise wurde hier insbesondere durch den hohen Einsatz nachwachsender Rohstoffe in Konstruktion und Ausbau erreicht. Dabei entsprechen die eingesetzten konstruktiven Mittel aus Holzrahmenbau, Brettstapeldecken, Zellulosedämmstoffen und Lärchenholzfassade kostenbewussten Baustandard. Dieser wurde mit einer hochwärmegedämmten Hüllkonstruktion und mit hohen optischen, akustischen und haptischen Qualitäten realisiert. Das ressourcenschonende Baustoffkonzept wird ergänzt durch ein Energiekonzept, das die Nutzung erneuerbarer Energien auch gestaltgebend in den Vordergrund stellt. In Zeiten des massiven Ausbaus von Betreuungskapazitäten für Kinder wurde hier im öffentlichen Raum ein zukunftsweisendes Gebäudekonzept beispielgebend umgesetzt.“
Das Kinderhaus ist vollständig aus dem nachwachsenden Baustoff Holz konstruiert. Der Logik des Baustoffes folgt der Grundriss mit klar strukturierten Räumen, die sich entlang einer Spielflurzone als tageslichtdurchfluteter „Hauptstraße“ aufreihen.
Das Tageslicht wird in die Tiefe des Raumes durch zwei Patios in Form von pflanzenbewachsenen Themenhöfen und durch eine Oberlichthalle gelenkt. Dadurch wird in dem Kindergarten, der sich im bekannten Standard eines Passivhauses energetisch einordnen lässt, nebenbei Energie für Kunstlicht gespart.
Das komplexe energetische System der Versorgung, Einsparung und Vermeidung, baut auf einer vielschichtigen konsequenten Untersuchung der Tagesabläufe eines Kinderhauses auf, die sich deutlich vom bekannten Passivhaus unterscheiden.
Den sommerlichen Wärmeschutz der raumhohen und raumbreiten Fensterflächen sichern große Sonnensegel über den Außenspielflächen der Holzdecks vor den Gruppenräumen. Alle Fensterflächen sind dreifach verglast. Damit die Wärme im Sommer durch eine Nachtkühlung reguliert werden kann, sind alle Räume mit elektrisch betriebenen Lüftungsklappen hinter einer Lamellenkonstruktion versehen. In den westlich gelegenen Funktionsräumen des Kinderhauses, der Küche, den Speiseräumen, den Büros und Besprechungszimmern können diese Nachtkühlungen durch seitlich in der Fassade liegende Klappen sichergestellt werden.
Die Versorgung mit Wärme im Winter unterstützen großflächige thermische Solarkollektoren auf dem Dach der Gruppenräume. Ein vorgesehener Erdwärmespeicher konnte wegen der hangabwärts fließenden Grundwasserströme und dadurch entstehender immenser Kosten nicht realisiert werden. Die mechanischen Lüftungsanlagen der Gruppenräume regulieren die Luftzufuhr in der kalten Jahreszeit.
Die Fassade des Kinderhauses ist aus einheimischer Lärche mit unterschiedlich breiten Hölzern gegliedert. Das Flachdach ist soweit nicht solare Bauteile darauf stehen als extensives Gründach die Retentionsfläche für das Regenwasser und zugleich Klimapuffer zu den darunterliegenden Räumen.
Die Kinder haben von jedem Gruppenraum Zugang auf die Terrassen. Beim Spielen im Garten führen die Wege über die Schmutzschleusen und die dort liegenden Reinigungszonen „integrierten Duschwannen“.
Dem Gebäude wurde nach Osten eine Nebenraumspange vorgestellt, die die Kinderräder, den Müll und Geräte geordnet aufnehmen. Für den Verkehrsübungsplatz wird das Lager für das Lehrmaterial in diese Zeile integriert. Dadurch entsteht ein kleiner Binnenhof.
Fotos: Gerhard Hagen