Eine Straßenseite vom Stadtgebiet Erlangen entfernt liegt das Gelände einer ehemaligen Ziegelei. Jahrzehntelang prägend: die riesigen Hallen, in denen der Ton aus dem Umland aufgearbeitet wurde, die Tag und Nacht heißen Ofen-Ungetüme, die turmhohen Stapel der frischgebrannten roten Ziegel. Der Ofen war Ende der 1990er-Jahre aus. Es blieb ein Ort, wie sie heute als Lost Places ästhetische Akzente setzen.
Ein Stadtteil entsteht. Das wertvolle Bauland sollte sorgsam entwickelt werden. Wohnen für alle Einkommensschichten, Einkaufen in großer Vielfalt, Dienstleistungen; nicht zuletzt: ärztliche Versorgung auf hohem Niveau. Der Anspruch des Bauherrn lautete auch, Inklusion und studentisches Leben möglich zu machen.
Viele hoffen, dass in Zukunft wieder eine Stadtumlandbahn diese Schnittstelle von Landkreis und Stadt tangiert.
Der Entwurf des Büros KJS+ wird ausgewählt und zur Grundlage der zweistufigen Entwicklung des Quartiers. Auf dieser Basis werden die Ziele des Bauherrn und des Bebauungsplans möglich. Mit Geothermieheizung und -kühlung sowie 5.000 m2 Photovoltaikfläche werden energetische Potenziale genutzt und funktionsgerecht eingesetzt.
Die ehemalige Maukhalle zur Tonbearbeitung musste abgebrochen werden. Auf ihrem Grundriss entstand ein modernes Gesundheitszentrum. Die Außenhaut wurde als neuer Brand in der Tradition der Schornsteinziegel wiederbelebt. Im Inneren: präzise bearbeiteter Sichtbeton als zeitgemäße Analogie zur fast hundertjährigen handwerklichen Tradition an diesem Ort. Mit dem Schornstein der Ziegelei blieben mit einem nördlich gelegenen Turmbau zwei vertikale Zeichen der alten Ziegelei weithin sichtbar erhalten.
Die Stahlbinderkonstruktionen der Einkaufsmärkte können Nutzungsänderungen durch die großen freien Spannweiten flexibel realisieren.
Die Höhenunterschiede des Grundstücks überwindet eine spielerisch eingesetzte Rampentreppenanlage mit Grünzonen und Verweilpodesten. Die östliche und die westliche Markthalle verbindet ein Kolonnadengang und definiert so eine Marktplatzsituation, mit der sich das neu entstandene Quartier „alte Ziegelei“ als Treffpunkt etabliert.
Im Westen wird als letzter Baustein des neuen urbanen Raumes ein Wohnheim und die Behindertentageswerkstätte realisiert. Im dritten Bauabschnitt entsteht das nördlich gelegene Wohngebiet.
Fotos: Gerhard Hagen