Wie ein nachhaltiges Haus entsteht

Wie ein nachhaltiges Haus entsteht

Das Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Matthäus in Heroldsberg steht inmitten des Grüngürtels der Gründlach. Dieses grüne Band sollte durch den Neubau so wenig wie möglich gestört werden.
Daher war eine möglichst energieeffiziente Architektur und nachhaltige Bauweise gefordert, die mit einfachen Maßnahmen die Behaglichkeit für die Nutzer optimiert.
Dabei greifen verschiedene Bausteine ineinander:

Sonnenschutz

Während der Sommermonate muss das Gemeindehaus mit seinen großen Fensterfronten vor zu viel Sonneneinstrahlung geschützt werden. Durch den umlaufenden Dachüberstand und der natürlichen Verschattung der umliegenden Bäume wird eine weitgehender sommerlicher Wärmeschutz im Innenraum erreicht. Ergänzt wird dieser sommerliche Wärmeschutz in Form von außenliegenden Markisen, die für eine behagliche Raumtemperatur sorgen.
Die tieferstehende Sonne und das abgeworfene Laub der Pflanzungen im Garten stellen während der Wintermonate sicher, dass ein Maximum an solarer Energie für das Gemeindehaus genutzt werden kann.
Bei Veranstaltungen kommen, dank des innenliegenden Blendschutzes, die notwendigen solaren Einträge ungestört in den Innenraum, störende Blendstrahlung bleibt jedoch draußen.
Ganzjährig wird durch die Anordnung der Fensteröffnugnen die natürliche Belichtung der Innenräume ermöglicht. Tagsüber kann so auf den Einsatz von Kunstlicht in den Aufenthaltsräumen verzichtet werden.

Regenwassernutzung

Der Dachüberstand schützt das Gebäude vor Schlagregen und somit vor Feuchteschäden. Das Regenwasser wird auf der großen, extensiv begrünten Dachfläche zurückgehalten und verzögert die Wasserabgabe über das umgebende Erdreich an die Gründlach.
Darüber hinaus verhilft die Extensivbegrünung des Daches durch jenen grünen Wasserspeicher, an heißen Tagen den sogenannten Heat-Island-Effect, die Aufheizung von verdichteten Siedlungsgebieten, durch Verdunstungskälte zu vermindern.

Baustoffe

Das Gemeindehaus verfolgt den „Cradle to Cradle“-Gedanken. Aufgrund der recyclebaren, wiederverwendbaren und gesundheitlich unbedenklich zertifizierten Baumaterialien entsteht auch nach dem Gebäudelebenszyklus kaum Abfall. Dieses Gebäude fungiert somit als eine Art langlebiges Rohstoffdepot.
Mit dem Cradle to Cradle-Konzept leistet das Gebäude einen wichtigen Beitrag zum Ressourcenschutz.
Die Außenwand, eine Holzständerkonstruktion, ist mit Zellulose-Dämmstoff kerngedämmt und außenseitig mit Holzweichfaserplatten umhüllt.
Die Dachkonstruktion ist als Kaltdach konstruiert. Hier wird die wasserführende Schicht von der wärmedämmenden Schicht getrennt, wodurch auch hier Verbundmaterialien vermindert und nachwachsende Rohstoffe wie Holzweichfaserplatten im Dach eingesetzt werden können.
Der Boden im Innenraum besteht aus einer zementummantelten Holzspanschüttung mit Heizestrich unter einem Eichenparkett. In den dienenden Räumen ist ein Kautschukboden verlegt.

Technische Gebäudeausstattung

Für die Gebäudetemperierung wurden 8 Erdwärmesonden 50 Meter ins Erdreich gebohrt.
Die im Erdreich vorhandene Energie kann zur Wärmeversorgung im Winter und zur Kühlung im Sommer durch die Fußbodenheizung genutzt werden. Somit kann auch auf einen Gasanschluss verzichtet werden.
Die für die Pumpen und Wärmetauscher benötigte Energie wird durch gebäudeintegrierte Photovoltaikpaneele generiert.
Das Gebäude wird über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung während der kalten Jahreszeit mit Frischluft versorgt, ohne, dass das Gebäude dabei auskühlt.

Veröffentlichung:

Weitere kurze Infos in einem Filmbeitrag vom Bayerischen Rundfunk:https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzgyMDUyYmNlLTY3MmYtNDNmMy1hNTJjLTkzYTUxZDU0YWZkMg (19:04 bis 21:00)

Fotos: Gerhard Hagen